Spiele und Hilfen

Hilfen bei CVI

Die angebotenen Hilfen kann man grob in zwei Gruppen einteilen:

  • Übungen für das Kind, damit es lernt, besser wahrzunehmen. Da das Problem der visuellen Wahrnehmung in den Strukturen und Funktionen des Gehirns liegt und die Fähigkeiten des Gehirns geübt werden können (wie Klavierspielen), lässt sich auch die visuelle Wahrnehmung üben. Die Übungen zur besseren Wahrnehmung sollten zu Hause erfolgen und durch eine Seh-Frühförderung oder durch eine Ergotherapie begleitet werden.

  • Anpassung der visuellen Umwelt an die Bedürfnisse ihres Kindes. Dies betrifft vor allen Dingen die Verbesserung der Lichtverhältnisse, des Kontrasts und der Vergrößerung. Außerdem sollte es ihrem Kind gestattet werden, spezielle Hilfsmittel zu benutzen. Diese Veränderungen des Umfeldes müssen mit ihrem Kindergarten oder ihrer Schule abgesprochen werden, betreffen aber auch die häusliche Umgebung. Hilfe bei der Beratung der Umweltbedingungen erhalten Sie von Seh-Frühförderstellen, oder Seh-Pädagogen der zuständigen Blindenschule. Eine Liste mit Adressen haben wir für Sie zusammengestellt.

Hilfen für Säuglinge mit CVI

Kurze Beschreibung konfokale Stimulation:

Die konfokale Stimulation (Englisch: Multi sensory integration therapy) ist ein Therapieprinzip (kein Therapieverfahren) zur Förderung der visuellen Wahrnehmungsverarbeitung bei kleinen oder schwer mehrfach behinderten Kindern mit einer deutlichen Störung der visuellen Wahrnehmungsverarbeitung.

Die konfokale Stimulation geht von einer ganzheitlichen holistischen Wahrnehmung aus, bei dem im besten Falle akustische, taktile und visuelle Reize einen Gesamteindruck der Welt vermitteln. Das Therapieprinzip verfolgt daher das Ziel visuelle, taktile und akustische Reize seitlich und kausal zu koppeln, bei gleichzeitiger Minimierung von kontingenten Störreizen. Dabei gilt das Prinzip, dass jeder taktile Reiz auch von einem akustischen und visuellen Reiz begleitet wird, der synchron gekoppelt dann zum taktilen Reiz angeboten wird. Gleiches gilt auch für akustische und auch für visuelle Reize.

Bei einer visuellen Wahrnehmungsverarbeitungsstörung, sei es okulär oder zerebral, fördern daher die synchron dazu angebotenen akustischen und taktilen Reize die Aufmerksamkeit auf den Reiz im Allgemeinen und die visuelle Aufmerksamkeit  im Besonderen. Durch die stärkere visuelle Aufmerksamkeit soll eine verstärkte neuronale Reizantwort auf den visuellen Reiz erreicht werden, der dann in der Folge, wenn wiederholt angeboten, zu einer stärkeren Myelinisierung visueller Wahrnehmungsverarbeitungsbahn führen soll.

Dieses Therapieprinzip halten wir für Menschen mit einem Sehalter von 0-12 Monaten für erfolgsversprechend.

Für Rückfragen stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung insbesondere, was die Ausgestaltung individueller Therapie- und Lebenssituationen betrifft.

Beispiele für die Umsetzung des Therapieprinzips der konfokalen Stimulation:

  • Taktile Stimulation wird visuell unterstützt durch im Schwarzlicht leuchtende fluoreszierende Handschuhe der Therapeuten und von ihm mit einer menschlichen Stimme akustisch begleitet, und zwar zeitlich exakt gekoppelt zum taktilen Reiz.

  • Zur Unterstützung der Gesichtswahrnehmung wird das Gesicht weiß und die Lippen schwarz geschminkt. Anschließend setzt man sich vor das Kind, nimmt Augenkontakt auf und vermittelt den Rhythmus der Silben während des Sprechens.

  • Silikonlöffel werden mit einer Leuchtdiode versehen und leuchten während des Füttervorgangs, der ebenfalls mit der menschlichen Stimme unterstützt wird.

  • Blinkende klingende vibrierende Kugeln und Bälle kommen zum Einsatz.

  • Auch das Tablet, wenn es auch keine differenziert taktilen Reize außer dem Berührungsreiz des Bildschirms anzubieten hat, bietet sich als therapeutisches Instrument an. Zum Beispiel bei der App „light Box“ (Cause and effect), bei dem durch die Berührung des Bildschirms ein visueller und gleichzeitig akustischer Reiz ausgelöst wird, der genauso lange andauert wie die Finger den Bildschirm berühren.

  • Die Darbietung visuelle Reize erfolgte nach dem Prinzip des hellen Lichts (1500 Lumen), des starken Kontrasts unter genügend Vergrößerung.

  • Visuelle akustische und taktile Reize werden nicht nur in der Sehfrühförderung angeboten, sondern auch durch behandelnde Ergotherapeuten, Physiotherapeuten oder Logopäden sowie Eltern.

  • Jede Handlung des Patienten bzw. am Patienten wird so akustisch visuell und taktil begleitet und unterstützt. Dies führt zu einer Multiplikation des Therapieeffektes weit über die Therapiestunde hinaus und zu einer stärkeren Vernetzung und Absprache unter den Therapeuten, die so auch die Ziele ihrer Kollegen der anderen Fachrichtungen unterstützen.

  • Ein runder Tisch mit allen Therapeuten, Eltern und Ärzten zu Beginn der konfokalen Stimulation fördert die gemeinsame Vorstellung eines dem gemeinen Ziel verpflichtenden Handels und Arbeitens.

Materialien für CVI

Hilfsmittel, insbesondere Materialien, die sowohl akustische, taktile, vibratorische und/oder visuelle Reize aussenden, können sich als förderlich herausstellen.

Leselineale (Leseschablonen)

  • Transparente Kunststoffstreifen oder farbige Rahmen mit einem Sichtfenster, die jeweils nur eine Zeile sichtbar machen. Sie helfen dabei, das „Verrutschen“ in der Zeile zu verhindern und fördern die Konzentration auf das Wesentliche.

Farbige Overlays oder Bildschirmfilter

  • Viele Menschen mit Legasthenie profitieren von leicht eingefärbten Folien (z. B. gelb, blau, grün), die über den Text gelegt werden. Diese können visuelle Überreizung reduzieren, das Schriftbild ruhiger erscheinen lassen und die Lesbarkeit verbessern.

Silbenbögen / Silbenhilfe

  • Das farbliche Markieren oder Trennen von Silben (z. B. mit Silbenbögen oder Farbwechsel) kann helfen, den Leseprozess zu entschleunigen und die Wortstruktur sichtbar zu machen.

Apps und Lernsoftware

  • Programme wie Lurs-Akademie, Dybuster, Leseo oder Karibu bieten spielerisch aufbereitete Übungen zum Lesetraining, angepasst an die Bedürfnisse des Kindes.

E-Books mit anpassbarem Layout

  • E-Reader oder Tablets erlauben es, Schriftgröße, Zeilenabstand, Hintergrundfarbe und Schriftart individuell einzustellen – so kann das Lesemedium optimal auf die Wahrnehmungspräferenzen angepasst werden.

Vorlese-Software / Text-to-Speech Program (TTS)

  • Programme wie Balabolka, NaturalReader, Voice Dream Reader oder Funktionen in Microsoft Word und iPads ermöglichen es, digitale Texte vorlesen zu lassen. Sie kombinieren visuelle und auditive Informationsaufnahme und fördern so das Leseverständnis.

Audiobücher / Hörbücher

  • Besonders bei längeren Texten oder literarischen Werken stellen Audioversionen eine niedrigschwellige Alternative dar. Viele Verlage bieten heute Schulbücher zusätzlich als Hörbuch an.

Beleuchtung und optische Reize

  • Tageslichtlampen simulieren natürliches Licht in Räumen mit unzureichender Beleuchtung. Sie verbessern Kontraste und Farberkennung, da ein gleichmäßiges und helles Licht die visuelle Wahrnehmung optimiert. Zudem unterstützen sie die Aufmerksamkeit, indem störende Schatten reduziert werden.

  • Schwarzlichtmaterial verleiht Objekten und Oberflächen unter UV-Licht einen besonderen visuellen Reiz. Es macht versteckte Muster und feine Details sichtbar, die im normalen Licht nicht auffallen, und fördert die visuelle Differenzierung bei kleinen Kindern.

Formen und Puzzles

  • Puzzles verbessern das Erkennen von Formen, Farben und Größenunterschieden. Sie trainieren das räumliche Denken und die Feinmotorik und fördern Problemlösekompetenzen.

  • Memory-Spiele stärken das visuelle Gedächtnis und die Detailwahrnehmung. Sie fördern die Fähigkeit, Muster zu erkennen und zu vergleichen.

  • Lesefenster unterstützen die Fokussierung auf relevante Informationen in einem größeren Bild oder Text und helfen, störende Elemente auszublenden.

Sensorische und taktile Materialien

  • UV-sensible Knete bietet haptische und visuelle Reize, da sie unter Schwarzlicht besondere Eigenschaften zeigt. Sie fördert das kreative Gestalten und die taktile Wahrnehmung.

  • Labyrinthe trainieren die Planung und räumliche Orientierung und fördern das Umsetzen visueller Informationen in koordinierte Bewegungen.

  • Wimmelbilder bieten detailreiche Bildwelten, in denen gezielt nach bestimmten Objekten gesucht wird. Sie fördern die selektive visuelle Suche.

Materialien zur Lage-im-Raum-Förderung unterstützen das Erkennen von Richtungen und Positionen und verbessern die räumliche Orientierung. 

  • Magnetische Wand- oder Tischspiele, Auf einer magnetischen Tafel können verschiedene Figuren, Symbole oder Wegpunkte in unterschiedlichen Positionen fixiert werden. Kinder üben dabei, Begriffe wie „oben“, „unten“, „neben“ oder „zwischen“ zu verwenden, indem sie die magnetischen Elemente neu anordnen, sodass sie bestimmte Muster oder Anordnungen erreichen. Hier wird sie visuelle und haptische Interaktion unterstützt das Verständnis von Positionen und räumlichen Relationen.

  • Tangram und ähnliche Formspiele: Kinder können vorgegebene Muster oder Figuren nachlegen. Dabei müssen sie erkennen, wie einzelne Teile relativ zueinander positioniert werden müssen, um ein Gesamtbild zu ergeben. Diese Puzzle fördern räumliches Denken und schulen die Fähigkeit, Teile in Beziehung zum Ganzen zu setzen.

  • Physische Labyrinthspiele auf Papier oder als Aufstellungsparcours, bei denen Kinder den schnellsten oder sichersten Weg durch ein vorgegebenes Labyrinth suchen und dabei Hindernisse umgehen.  

  • Bauklötze und sensorische Baukästen in unterschiedliche Größen und Farben, können Kinder freie oder vorgegebene Strukturen bauen. Dabei werden Abstände, Ebenen und Positionen im Raum erlebbar.  

  • Spiegelspiele und selbstwahrnehmende Aktivitäten, Kinder stellen sich vor einen großen Spiegel und führen Bewegungsaufgaben aus, bei denen sie ihre eigenen Gesten und Positionen beobachten. Anschließend können Aufgaben wie „bewege deine Hand nach links“ oder „stell dich so, dass du dein Spiegelbild in zwei Hälften teilst“ gestellt werden.  

  • Orientierungsspielmatten oder Bodenmarkierungen  

  • Arbeitsblätter und Karten zur räumlichen Orientierung  

  • Digitale Orientierungstools und Apps die einen virtuellen Raum darstellen, in dem Kinder über Touch-Interaktion Richtungsentscheidungen treffen müssen, etwa ein virtuelles Labyrinth, das anhand von einfachen Steuerungsbefehlen bewältigt werden kann.  

Sortierspiele fördern das Ordnen von Gegenständen nach Farbe, Form oder Größe und verbinden visuelle Wahrnehmung mit motorischer Koordination.

Sensorische Bauklötze ermöglichen kreatives Bauen und fördern das räumliche Denken und die Feinmotorik.

Bewegungsparcours mit visuellem Fokus verbessern die visuelle Wahrnehmung und Koordination durch gezielte visuelle Hinweise.

Tast- und Fühlspiele verknüpfen haptische Reize mit visuellen Hinweisen und fördern ein umfassendes Verständnis der Umgebung.

Digitale Hilfsmittel und Apps, Adaptive App-Oberflächen vermeiden visuelle Überforderung durch große, kontrastreiche Icons und anpassbare Einstellungen. Interaktive Übungen und visuelles Feedback bieten dynamisches Feedback und passen sich dem Lernfortschritt an. Die Bewegungsbasierte Aufgaben fördern das visuelle Reaktionsvermögen und die Hand-Auge-Koordination. z.B. Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) bieten anpassbare Trainingsszenarien zur Förderung komplexer visueller und räumlicher Aufgaben. Somit werden multisensorische Ansätze kombiniert: visuelle, auditive und haptische Reize bieten ein ganzheitliches Feedback.

Interaktive Whiteboards fördern visuelle Übungen im Gruppen- oder Unterrichtskontext und stärken soziale Interaktionen.

Hilfsmittel

  • Schleswiger Seh-Kiste

  • Vibrationsspielzeug

  • Bälle mit Glocken oder Rasseln

  • Schwarzlicht-Kiste

  • Farbwechsel-Spielzeug

  • Trousselier Magische Laterne

  • Spielzeug mit Musik

  • Beleuchtetes Zeichenbrett/ Leuchttisch

  • Kontrastbücher

  • Kugellabyrinthe

  • Waldkircher Hefte

Spielideen und Ansätze

Die Spielideen sind für jedes Alter umsetzbar. Sie müssen in ihrer Schwierigkeit nur an das Alter und die derzeitigen Fähigkeiten ihres Kindes angepasst werden. Fordern Sie ihr Kind, aber Überfordern Sie es nicht:

Puzzles: Die verschieden geformten Teile passend zusammenzubringen, um Stück für Stück ein Bild entstehen zu lassen ist nicht nur ein tolles Erfolgserlebnis, es schult auch die Wahrnehmung verschiedener Farben und Formen. Achten Sie auf altersgerechte und den Fähigkeiten ihres Kindes entsprechendes Puzzles, um Frust zu vermeiden.

Bausteine: Die bunten Steinchen sind mittlerweile in unüberschaubarer Vielfalt zu haben. Gerade das macht sie so wertvoll für die Entwicklung der visuellen Wahrnehmung: Groß und Klein, quadratisch, länglich oder halbrund, in vielen Farben und immer wieder anders kombinierbar - Duplo, Lego, PlusPlus, BlueBrixx oder Unico oder ähnliches wird nie langweilig.

Memory: Viele Kinder begreifen schon ab etwa drei Jahren das Prinzip von Memory und spielen es mit großer Begeisterung. Die Motive der Karten kombinieren Farben und Formen, das Merken und die Wiedererkennung schult effektiv die visuelle Wahrnehmung und visuelle-räumliche Merkfähigkeit. Als schöner Nebeneffekt ist es ein Gemeinschaftsspiel, das mit drei oder vier Personen noch mehr Spaß macht.

Kneten: Nicht alle Eltern schätzen Knete, weil sie allzu oft im Teppich landet oder auf dem Basteltisch vertrocknet. Allerdings ist Knete auch wunderbar geeignet, um deinem Kind verschiedene Formen dreidimensional und Größenbeziehungen zu vermitteln. Bestimmte Figuren selbst zu gestalten, ist für viele Kinder eine Herausforderung mit großem Lerneffekt.

Vorschulhefte: Vorschulhefte, die es zum Beispiel im Schreibwarenladen zu kaufen gibt, bieten verschiedene spielerische Übungen zur visuellen Wahrnehmung, zum Beispiel Labyrinthe, durch die der richtige Weg hindurchgezeichnet werden muss oder Aufgaben, bei denen fehlende oder überzählige Gegenstände gefunden werden müssen.

  • Suchbilder (Wimmelbücher) oder auch der Schreibpilot

  • Schreibübungshefte

  • Schwungübungen

  • Förderhefte, Farblich hinterlegten Hilfen und Lineatur die stärker ausgeprägt ist

Alltagspiele

Auch im Alltag können Sie „nebenher“ die visuelle Wahrnehmung Ihres Kindes fördern.

Wimmelbilder, das aufmerksame Betrachten von Bilderbüchern oder Umwelt kombiniert z.B. mit der Suche nach Gegenständen, eine Schaukel, Ball oder auch einzelne Personen, sind hier gute und einfache Übungen. Auch möglich ist das Zählen oder finden eine Anzahl von Gegenständen, Suchbilder oder Labyrinthe. Farben können zuordnet werden, bunte Gegenstände (z.B. Murmeln, Kugeln, Knöpfe, Bausteine o.ä.) kommen in eine große Schale und werden nach Farbe oder Form in kleine Gefäße sortiert. Formen dürfen zuordnet werden oder Spielzeuge wie Bausteine werden auf einem Blatt vorgezeichnet und identisch dem Grundriss zugeordnet. Einfache Alltagssituationen können spielerisch als Förderung dienen. 

Zeit nehmen: 15 bis 30 Minuten gemeinsames Spielen täglich reichen schon aus – nimm dir diese Zeit, um bewusst mit deinem Kind eine Runde zu spielen. Zimmeraufräumen kann auch spielerisch Teil der Therapie sein!
“Ich sehe was, was du nicht siehst”: Auf Bahn- oder Autofahrten beliebt ist das Spiel, bei dem Gegenstände einer bestimmten Farbe gefunden werden müssen.

„Was fehlt?“: Dieses Spiel ist leicht nach dem Essen einzubauen. Dein Kind muss die Augen schließen und du entfernst einen Gegenstand vom Tisch, z. B. den Trinkbecher. Dein Kind darf die Augen öffnen und muss raten, was fehlt.
Natur in Ordnung: Beim Spazierengehen kannst du verschiedene Gegenstände wie Steine, Stöcke, Blätter sammeln und diese gemeinsam ordnen – nach Farben, Form oder Größe, für ältere Kinder auch nach Helligkeit oder Struktur.
Makro-Bilder: Es werden Fotos von einem Gegenstand aufgenommen. Die Besonderheit liegt darin, dass die Aufnahmen von so nah gemacht werden, dass man nur einen Teil des Gegenstandes sieht. Wer erkennt den Gegenstand am schnellsten? Sie können die Fotos selber machen, oder Makro-Bilder aus dem Internet verwenden.

Was hat sich verändert?: Bei diesem Spiel muss sich die Gruppenleitung ganz bewusst anziehen. Ein besonderes Augenmerk legt sie dabei auf Schmuck, Tücher oder Ähnliches. Sie bittet die Teilnehmer sich alles an ihr einzuprägen. Dann verlässt sie den Raum und ändert eine Kleinigkeit. Beispiel: Sie tauscht eine Brosche oder ein Halstuch aus. Anschließend lässt sie die Teilnehmer erraten, was sich an ihr verändert hat.

Koordinationsspiele

Diese Spiele sind vielseitig einsetzbar, im Kleingruppenunterricht, in therapeutischen Settings oder als aktive Pausenübung im Alltag. Sie fördern die Fähigkeit, visuelle Reize schneller zu verarbeiten und in koordinierte Bewegungen umzusetzen, was gerade bei Kindern (aber auch bei Erwachsenen) wichtige Grundlagen für viele Alltagsaktivitäten und sportliche Fähigkeiten bildet.

Luftballon-Ballerina: Teams oder Einzelspieler halten einen Luftballon in der Luft und oder navigieren einen Parcours mit markierten oder aufgedeckten Stationen. Dabei müssen sie ständig den Ballon im Blick behalten und gleichzeitig ihre Bewegungen präzise steuern, um Hindernisse zu überwinden.
Förderung der Hand-Auge-Koordination und Bewegungskoordination wird insbesondere die visuelle Differenzierung geschult, da die Spieler jederzeit den Ballon und den sich verändernden Parcours visuell erfassen müssen.

Der Boden ist Lava:
Bei diesem beliebten Spiel wird der Boden als gefährlich („Lava“) deklariert. Die Spieler müssen schnell visuell ihre Umgebung scannen, um sichere Plätze wie Matten oder markierte Flächen zu erkennen, auf die sie springen können, ohne „die Lava zu berühren“.
Dieses Spiel fordert die visuelle Orientierung und räumliche Wahrnehmung, da die Kinder ständig ihre Umgebung beobachten und in Echtzeit koordinierte Bewegungsentscheidungen treffen müssen.

Dotzball:
Hierbei prellen die Teilnehmer einen Ball in einem abgegrenzten Spielfeld. Ziel ist es, den Ball durch wiederholtes kontrolliertes Abprallen in Bewegung zu halten, während gleichzeitig Hindernisse umgangen werden müssen.
Die ständige visuelle Verfolgung des Balls verbunden mit schnellen koordinativen Reaktionen verbessert die Hand-Auge-Koordination und schärft das visuelle Wahrnehmungsvermögen.

Farben- und Formen-Zuordnung, in Bewegung:
Bei einer Erweiterung jeder klassischer Zuordnungsspiele werden Karten mit unterschiedlichen Farben oder Formen an verschiedenen Stationen im Raum verteilt. Die Spieler müssen diese Karten sammeln oder richtig zuordnen und können als weitere Steigerung dabei gleichzeitig einen Parcours bewältigen.
Dieses Spiel kombiniert die visuelle Verarbeitung von Farben und Formen mit körperlichen Bewegungen, was die räumliche Orientierung und das schnelle Erfassen visueller Informationen unterstützt.

Tierstaffel:
In einem Staffelspiel wird vorgegeben, dass die Teilnehmer sich wie verschiedene Tiere fortbewegen. Eine Ente watscheln oder wie ein Krebs rückwärts laufen. Oft wird der Fortbewegungsstil erst nach dem Startsignal visuell präsentiert, sodass die Teilnehmer die Information genau aufnehmen koordinieren müssen.
Durch die visuelle Aufmerksamkeitsforderung und die spontane Anpassung an neue Bewegungsabläufe wird sowohl die visuelle Wahrnehmung als auch die allgemeine Koordination gestärkt.

Konfokale Stimulation

  • Taktile Stimulation wird visuell unterstützt durch im Schwarzlicht leuchtende fluoreszierende Handschuhe der Therapeuten und von ihm mit einer menschlichen Stimme akustisch begleitet, und zwar zeitlich exakt gekoppelt zum taktilen Reiz. 
  • Zur Unterstützung der Gesichtswahrnehmung wird das Gesicht weiß und die Lippen schwarz geschminkt. Anschließend setzt man sich vor das Kind, nimmt Augenkontakt auf und vermittelt den Rhythmus der Silben während des Sprechens.
  • Silikonlöffel werden mit einer Leuchtdiode versehen und leuchten während des Füttervorgangs, der ebenfalls mit der menschlichen Stimme unterstützt wird.
  • Blinkende klingende vibrierende Kugeln und Bälle kommen zum Einsatz.
  • Auch das Tablet, wenn es auch keine differenziert taktilen Reize außer dem Berührungsreiz des Bildschirms anzubieten hat, bietet sich als therapeutisches Instrument an. Zum Beispiel bei der App „light Box“ (Cause and effect), bei dem durch die Berührung des Bildschirms ein visueller und gleichzeitig akustischer Reiz ausgelöst wird, der genauso lange andauert wie die Finger den Bildschirm berühren.
  • Die Darbietung visuelle Reize erfolgte nach dem Prinzip des hellen Lichts (1500 Lumen), des starken Kontrasts unter genügend Vergrößerung.
  • Visuelle akustische und taktile Reize werden nicht nur in der Sehfrühförderung angeboten, sondern auch durch behandelnde Ergotherapeuten, Physiotherapeuten oder Logopäden sowie Eltern.
  • Jede Handlung des Patienten bzw. am Patienten wird so akustisch visuell und taktil begleitet und unterstützt. Dies führt zu einer Multiplikation des Therapieeffektes weit über die Therapiestunde hinaus und zu einer stärkeren Vernetzung und Absprache unter den Therapeuten, die so auch die Ziele ihrer Kollegen der anderen Fachrichtungen unterstützen.
  • Ein runder Tisch mit allen Therapeuten, Eltern und Ärzten zu Beginn der konfokalen Stimulation fördert die gemeinsame Vorstellung eines dem gemeinen Ziel verpflichtenden Handels und Arbeitens.

Spielvorschläge zum Kaufen 

Spiele zum Kaufen für die visuelle Wahrnehmung, Zuhause oder in der Therapie. Welche Spiele sind für welche Wahrnehmungsbereiche sinnvoll?  

Lage im Raum 
Das verrückte Labyrinth, Make ‘n’ Break, Vier gewinnt, Vier gewinnt 3D, Micardo, Slotter, Perplexus, Ubongo, Cubissimo, Cambio, Labyrinth (Papier Bleistift) 
Figur-Grund-Wahrnehmung  
Make ‘n’ Break, Qwirkle, Mikro Makro (Wimmelbild-Spiel), Clack!, Pictures, Gruselino, Colorama, Cubissimo, Socken Zocken,  
Gestaltschließen  
“Smart Gamers”, Wortblitz (Junior), Vier gewinnt, Vier gewinnt 3D, SET!, Pictures, Ubongo, Ringl Ding, Cubissimo, Nikitin, Logi Case, Tangram (für Kinder), Nachlegespiele 
Formkonstanz  
“Smart Gamers”, Make ‘n’ Break, Micardo, SET!, Clack!, Pictures, Dobble, Memorix, Ubongo, Cubissimo, Nikitin, Tangram Nachlegespiele 
Räumlich-kognitive Wahrnehmung  
Make ‘n’ Break, Das verrückte Labyrinth, Vier gewinnt 3D, Pictures, Slotter, Perplexus, Ringl Ding, Cubissimo, Nikitin, Nachlegespiele, Rubik’s Race 
Räumlich-konstruktive Wahrnehmung  
“Smart Gamers”, Make ‘n’ Break, Wortblitz (Junior), Qwirkle, Vier gewinnt 3D, Micardo, Pictures, Slotter, Perplexus, Ubongo, Ringl Ding, Cubissimo, Nikitin, Tangram Nachlegespiele 
  • Weitere Spiele:

    • Visuelle Wahrnehmungskarten “Visual Stimulus Cards” -beiens- more choices for young mothers (0-36 Monate)

    • Confusion (Die totale Verwirrung der Sinne)

    • That’s not a Hat

    • Remember Spiel Poligo

    • LOGO 1 bis 7

    • eyeTestsEasy

    • Thru My Eyes

    • CVI training Color

    • CVI training Human Face

    • CVI training Recognition

    • CVI training Visual Tracking

    • Magic Canvas

    • Tap-N-See now

    • Triple A

    • Babygames for kids

    • Animals-learning

    • Tap tap Ocean

    • Eye Move

    • Find the same

    • Finger paint

    • Smarty bubbles

    • Wo ist? 

    • Visual Attn Lite 

    Websites

www.sinnvoll-geschenkt.de
www.vtech.de
www.landoftoys.net
www.nickylinedesign.de
www.sedulus.de
www.naefspiele.ch
(www.happyguck.de)

Lineatur für Schulen?

In der evidenzbasierten „Interventionsleitlinie CVI für Kinder und Jugendliche mit Cerebraler Sehbehinderung“ (Anke Fonteyn-Vinke, Mariette van der Splinter, Marieke Steendam und Miranda Zwijgers (2020), herausgegeben von Royal Dutch Visio), widmet sich ein Kapitel der systematischen Darstellung von Interventionsmöglichkeiten im schulischen Kontext für Kinder mit zerebraler visueller Beeinträchtigung. Die Leitlinie basiert auf einem ganzheitlichen und funktionsorientierten Ansatz, der Maßnahmen aus drei Hauptkategorien kombiniert:

  • die Vermittlung von Fertigkeiten und Verhaltensweisen,

  • die Förderung von Kompensationsstrategien sowie

  • die Anpassung der Umgebung.

Diese werden nicht isoliert, sondern in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit behandelt, da sie sich in der praktischen Anwendung oft überschneiden. Die Auswahl der Interventionen richtet sich nach der Art der beeinträchtigten höheren visuellen Funktion und dem jeweiligen Lebensbereich nach ICF, insbesondere in Hinblick auf schulische Teilhabe. Diese Arbeit möchten wir vorstellen und aufgreifen.

Die Idee ist eine zentrale Grundlage für alle Interventionen, ein individuell angepasster Behandlungsplan, der in enger Zusammenarbeit mit der Schule und insbesondere dem sogenannten mobilen Lehrer umgesetzt wird. Dieser Plan enthält sowohl spezifisches Fertigkeitstraining als auch Strategien zur Kompensation visueller Defizite in zentralen Lernbereichen wie Lesen, Schreiben, Rechnen und Geografie. Ergänzend bietet die Leitlinie praxisnahe Empfehlungen und methodische Hinweise, die in Form von Arbeitskarten sowie methodischen Vertiefungen.

Ein besonderes Augenmerk wird auf die Störung der visuellen selektiven Aufmerksamkeit gelegt, die in der Praxis bei Kindern mit CVI besonders häufig vorkommt. Dabei unterscheidet die Leitlinie zwischen 

  • globaler Störung (eingeschränkte Erfassung größerer visueller Felder), 

  • lokaler Störung (Überlastung durch Details) und

  • einer gestörten Flexibilität im Wechsel zwischen globalem und lokalem Sehen.

Die Auswirkungen dieser Aufmerksamkeitsdefizite sind tiefgreifend: Kinder mit globaler Störung zeigen häufig

  • Orientierungsprobleme,

  • Erkennen Muster und Zusammenhänge schlecht und

  • benötigen deutlich mehr Zeit zur Erfassung visueller Informationen.

Kinder mit lokaler Störung dagegen

  • erleben visuelle Reize als unübersichtlich,

  • übersehen relevante Details und

  • haben Schwierigkeiten, sich in detailreichen Darstellungen zu orientieren, etwa bei überladenen Arbeitsblättern, Karten oder realen Szenarien wie dem Pausenhof.

Die Leitlinie beschreibt eine Vielzahl gezielter pädagogisch-therapeutischer Maßnahmen, die darauf abzielen, die visuelle Informationsverarbeitung zu strukturieren und zu erleichtern. Dies umfasst u. a. die Förderung von Blickverhalten, etwa durch das Training systematischer Blickbewegungen von oben nach unten bzw. links nach rechts, durch farbliche Markierungen (z. B. farbige Punkte, Schriftkodierungen nach Lautgruppen) oder durch den Einsatz von Kijktraining bei Grundschulkindern. Auch kompensatorische kognitive Strategien werden vermittelt – darunter das bewusste Verbalisieren von Aufgaben, das gezielte Abdecken irrelevanter Informationen, die Nutzung von Merkhilfen und Landmarken sowie die Förderung der auditiven Verarbeitung durch lautes Vorlesen oder Sprachausgaben.

Ein weiterer Fokus liegt auf Hilfsmitteln und visuellen Strukturierungen, z. B. durch Lupen, Leselineale, schrittweise Informationsdarstellung auf Arbeitsblättern oder die Nutzung digitaler Lernprogramme. In besonders schweren Fällen wird auch der ergänzende oder alternative Einsatz taktiler Medien erwogen.

Ein integraler Bestandteil des Konzepts ist zudem das Energiemanagement, da Kinder mit CVI aufgrund der erhöhten kognitiven Anforderungen schneller ermüden. Empfohlen werden kurze, regelmäßige Übungseinheiten mit ausreichenden Pausen, der Wechsel zwischen visuellen und nicht-visuellen Aufgaben sowie eine Anpassung der Übungszeitpunkte an die individuelle Leistungsfähigkeit – ggf. unter Anwendung strukturierter Programme wie dem alert programm.

Auch die Anpassung der schulischen Umgebung wird detailliert behandelt: Ein reizreduzierter, gut beleuchteter Arbeitsplatz, klare und kontrastreiche Materialien, eine strukturierte Formatierung von Arbeitsblättern sowie der gezielte Einsatz digitaler Tools (z. B. Bildschirmkamera, Anydesk) sind zentrale Elemente. Lehrkräfte werden zudem angehalten, ein angepasstes Arbeitstempo zu wählen, Inhalte multimodal zu vermitteln und selbst störende Reize (z. B. durch Kleidung oder Parfüm) zu vermeiden. Für den Sportunterricht empfiehlt die Leitlinie u. a. farblich markierte Materialien, langsamere Bewegungsabläufe sowie eine räumliche Nähe des Kindes zum Geschehen während der Erklärung der Regeln.

Insgesamt bietet die Leitlinie einen systematisch aufgebauten, praxisorientierten Maßnahmenkatalog, der sowohl therapeutisch als auch schulisch nutzbar ist. Die beschriebenen Interventionen ermöglichen es, Kinder mit CVI gezielt in ihrer schulischen Teilhabe zu stärken und dabei sowohl ihre individuellen visuellen Möglichkeiten als auch ihre kognitiven und sozialen Ressourcen zu nutzen.

Quelle:
Fonteyn-Vinke, A., van der Splinter, M., Steendam, M., & Zwijgers, M. (2020). Interventionsleitlinie CVI für Kinder und Jugendliche mit Cerebraler Sehbehinderung – Kapitel 5: Interventionen für schulische Fertigkeiten. Royal Dutch Visio. https://www.visio.org/visio.org/media/Visio/Downloads/Rapporten%20webshop/TG_CVI_Richtlijn-behandlung-CVI.pdf Ein Ansatz, der auch in der internationalen Literatur klar unterstützt wird (vgl. Ortibus et al., 2019; Lueck & Dutton, 2015; Roman-Liu, 2017).
https://www.visio.org/visio.org/media/Visio/Downloads/Rapporten%20webshop/TG_CVI_Richtlijn-behandlung-CVI.pdf

Apps und Programme

SnapType Home - SnapType

Apps wie SnapType Home ermöglichen es Lehrkräften und Lernende, Arbeitsblätter direkt auf iPad oder Notebook zu importieren. Z.B. per Foto oder PDF und hierüber digital auszufüllen, ohne Ausdruck oder händisches Schreiben.

Die klar und großzügig gestaltete Benutzeroberfläche minimiert visuelle Reize und lässt sich intuitiv bedienen. “Pinch to Zoom” Funktion und einstellbare Farbfilter verbessern Lesbarkeit und Kontrast, während große Bedienelemente Ablenkungen reduzieren. Die automatische Texterkennung identifiziert Textfelder und platziert Eingabebereiche passgenau, eine OCR-Vorlesefunktion liest Aufgaben laut vor und das 2Sprache zu Text Diktat” ermöglicht das Einfügen von Antworten per Stimme.

Lehrkräfte gewinnen Zeit, weil Korrekturen zentralisiert per PDF-Export über Onlinedienste wie Google Classroom, Seesaw oder E-Mail zurückgegeben werden, und auch im Distanz- oder Hybridunterricht bleibt der Workflow dank gemeinsam genutzter Cloudordner nahtlos erhalten. Diese multisensorische Kombination entlastet kognitive Ressourcen, steigert Motivation und Selbstvertrauen.

Besonders bei Lernenden mit Seh- und Wahrnehmungseinschränkungen wie CVI. Alternativ bieten Apps wie Canva interaktive Drag & Drop Arbeitsblätter, Worksheet Crafter individualisierbare Übungsvorlagen mit Programmen wie PDF-Export, Evernote und Microsoft OneNote OCR-basierte Annotationen, Microsoft Whiteboard und Padlet kollaborative Tafeln sowie Jotform ausfüllbare Online-Formulare mit automatischer Datensynchronisation, je nach Schwerpunkt auf Gestaltung, Zusammenarbeit oder Formularverwaltung.

GeoGebra

Ein Web-Tool um Aufgaben in Mathematik zu visualisieren und interaktiv zu gestalten.

Checkliste und Ideen für Lehrkräfte

Beim Unterrichten eines Kindes mit CVI, sei es im schulischen oder häuslichen Umfeld, sollten stets einige Beobachtungen und Anpassungen vorgenommen werden.

Die Checkliste enthält nicht alle möglichen Ursachen für Schwierigkeiten, aber wir glauben, dass sie die wichtigsten Bereiche abdeckt, die häufig übersehen werden.

Kann das Kind es klar sehen?

Kinder sollten regelmäßig Sehtests erhalten, um Sehprobleme frühzeitig zu erkennen. Hilfen wie Abkleben, Brillen oder Kontaktlinsen sind notwendig und sollten komfortabel und alltagstauglich sein. Manche Sehprobleme lassen sich nicht mit einer Brille korrigieren und führen zu zwei Hauptbeeinträchtigungen:

  • Reduzierte Sehschärfe: Das Kind kann kleine Details schwer erkennen.

  • Verminderte Kontrastempfindlichkeit: Subtile Farbschattierungen und feine Unterschiede sind schwer wahrnehmbar.

Da Kinder ein subjektives Bild haben, wissen sie nicht, dass ihre Sicht eingeschränkt ist. Hier liegt es an den Lehrkräften, aufmerksam zu sein und unterstützende Maßnahmen zu ergreifen! Tipps: 

  • Überprüfen Sie den Sitzplatz des Kindes im Klassenzimmer. Setzen Sie sich selbst dorthin, um die Sichtverhältnisse zu beurteilen.

  • Nutzen Sie Fotos, um den Unterschied zwischen der normalen und der eingeschränkten Sicht des Kindes zu verdeutlichen.

  • Passen Sie die Lernumgebung an: Vergrößern von Materialien, Sitzplatz näher an Tafel oder Whiteboard und Erhöhung des Kontrasts von Lernmaterialien

Aufbau der Schulmaterialien?

Kinder mit visueller Beeinträchtigung haben oft Schwierigkeiten, vergrößerte Objekte zu erkennen. Stattdessen profitieren sie von einem schrittweisen Aufbau visueller Informationen, ähnlich wie beim Zusammensetzen eines Puzzles. Dies erleichtert ihnen das Verstehen von Details. Eine ruhige, aufgeräumte Umgebung ist dabei besonders wichtig, da sie visuelle Ablenkungen minimiert und die Konzentration auf die wesentlichen Elemente fördert. Zusätzlich kann der Einsatz von kontrastreichen Farben und klaren Formen die visuelle Wahrnehmung weiter unterstützen.

Vollständige Überblick?

Viele Kinder können lediglich ein oder zwei Objekte gleichzeitig erfassen. Betrachten sie beispielsweise ein scheinbar einfaches Bild von fröhlichen Fischen in einem Teich, nehmen sie möglicherweise nur einen einzelnen Fisch oder ein Detail wahr, während andere Elemente des Bildes ausgeblendet werden. Dies kann das Verstehen von Zusammenhängen erschweren und erfordert von Lehrkräften besondere Aufmerksamkeit, um Lernmaterialien entsprechend anzupassen.

Ist die Wahrnehmung konstant?

Kinder mit CVI schildern häufig, dass ihre visuellen Erfahrungen von konkurrierenden Sinneseindrücken beeinflusst werden. Dies führt dazu, dass sie Objekte, die sie in einer Situation klar erkennen konnten, in einer anderen Situation möglicherweise nicht mehr wahrnehmen. Die Gründe dafür sind vielfältig:

  • Sie haben den Blick kurz abgewendet und finden das Objekt nicht wieder.

  • Ihre Aufmerksamkeit wurde durch äußere Reize, wie sprechende Personen oder laute Geräusche, abgelenkt.

  • Die visuelle Fokussierung ist ermüdend, sodass sie nicht dauerhaft auf ein Objekt gerichtet bleiben kann.

  • Veränderungen in der Umgebung, wie unterschiedliche Lichtverhältnisse oder Hintergrundmuster, erschweren das Erkennen.

  • Emotionale Faktoren, wie Stress oder Müdigkeit, können die visuelle Wahrnehmung zusätzlich beeinträchtige.

Daher ist es wichtig, die Umgebung und die Situation individuell anzupassen, um die visuellen Fähigkeiten von Kindern mit CVI optimal zu unterstützen.

Kann das Kind den Lehrer deutlich hören?

Ein weiteres häufig auftretendes Problem betrifft die Verarbeitung auditiver Informationen. Obwohl das Kind über ein normales Hörvermögen verfügt, kann es ihm schwerfallen, aufmerksam zuzuhören, während es sich gleichzeitig auf visuelle Reize konzentriert. Dies führt dazu, dass das Kind möglicherweise nicht alle Informationen aufnimmt, die Sie ihm vermitteln möchten.

Besonders in Situationen mit vielen Umgebungsgeräuschen oder visuellen Ablenkungen zeigt sich dieses Phänomen deutlich. Das Kind wirkt oft abgelenkt oder scheint Anweisungen nicht vollständig zu verstehen, obwohl es konzentriert zu sein scheint. Daher ist es hilfreich, in solchen Momenten den Blickkontakt zu suchen und klare, kurze Anweisungen zu geben, um die auditive Wahrnehmung zu unterstützen.

Funktioniert Sehen und Zuhören?

Das Betrachten des Gesichts einer Person stellt für das Gehirn eine erhebliche kognitive Herausforderung dar, da es eine intensive Verarbeitung von visuellen und auditiven Informationen erfordert. Dies kann dazu führen, dass einige Kinder Schwierigkeiten haben, gleichzeitig zuzuhören und Augenkontakt zu halten. Besonders Kinder mit speziellen Bedürfnissen, wie z.B. einer zerebralen Sehbehinderung (CVI), könnten von einer Unterrichtsmethode profitieren, bei der der Fokus weniger auf visuellen Reizen liegt.

Manche Kinder können effektiver zuhören und Informationen aufnehmen, wenn sie den Lehrer nicht direkt ansehen müssen und auch nicht ständig visuell kontrolliert werden. Dies ermöglicht es ihnen, ihre kognitiven Ressourcen gezielter auf das Verstehen der Inhalte zu konzentrieren.

Wenn ein Kind Schwierigkeiten hat, in Ihr Gesicht zu blicken, und dadurch beeinträchtigt wird, visuelle und auditive Informationen gleichzeitig zu verarbeiten, sollte dies offen angesprochen und gemeinsam nach Lösungen gesucht werden. Es ist wichtig, alternative Kommunikationswege in Betracht zu ziehen, die das Lernen erleichtern.

Gleichzeitig sollten Lehrer sich bewusst sein, wie viel nonverbale Informationen Sie normalerweise über Ihre Mimik vermitteln. Versuchen Sie daher, Ihre verbale Kommunikation so klar und ausdrucksstark zu gestalten, wie beim telefonieren. Kinder mit CVI berichten oft, dass sie von Lehrpersonen am besten lernen, die ihre Sprache präzise und wirkungsvoll einsetzen.

Durch den bewussten Einsatz von Sprache in Kombination mit einer sensiblen Wahrnehmung der individuellen Bedürfnisse der Kinder kann der Unterricht so gestaltet werden, dass er für alle Lernenden zugänglich und effektiv ist.

Sprache und Sehen?

Diese Frage knüpft an die zuvor genannten Aspekte an, insbesondere daran, wie viele Reize ein Kind gleichzeitig verarbeiten kann. Kinder mit CVI benötigen einen individuellen, schrittweisen Ansatz, da es ihnen schwerfällt, mehrere Informationen gleichzeitig zu verarbeiten ähnlich einer Parallelverarbeitungsschwäche. 

Tatsächlich verfügen viele Kinder mit CVI nicht über die gleiche Anzahl aktiver neuronaler Verbindungen, die für die parallele Verarbeitung selbst einfacher Aufgaben erforderlich wären. Dies bedeutet, dass sie Schwierigkeiten haben, visuelle Reize zu interpretieren und gleichzeitig verbale Informationen aufzunehmen.

Idee: Eins-nach-dem-anderen“ Unterricht: Es ist genau das, was der Name beschreibt:

  • Betrachten: den Lehrer ansehen

  • Zuhören: dem Gesagten folgen

  • Aufmerksamkeit schenken: die eigene Arbeit betrachten

  • Fokus sichern: den Beiträgen anderer Kinder zuhören

Um diesen Kindern gerecht zu werden, sollte man immer nur einen Fokuspunkt wählen und den Lernprozess im individuellen Tempo des Kindes gestalten – Schritt für Schritt, eins nach dem anderen. Ergänzend dazu ist es hilfreich, Pausen zwischen den Aufgaben einzubauen, um dem Kind Zeit zur Verarbeitung zu geben. Klare Anweisungen und visuelle Unterstützung können zusätzlich den Lernprozess erleichtern und die kognitive Belastung reduzieren.

Ergeben all meine Worte Sinn?

Die CVI kann die Sprachentwicklung erheblich beeinflussen. Wörter werden aus unterschiedlichen Gründen nicht immer korrekt verstanden, dazu zählen:

  • Zu schnelles Sprechen, wodurch einzelne Worte nicht deutlich wahrgenommen werden Unvollständiges Hören der Informationen

  • Ablenkung oder mangelnde Konzentration des Kindes während des Lernen

  • Fehlende visuelle oder akustische Bezüge zu den genannten Begriffen, sodass der Zusammenhang unklar bleibt

Kinder versuchen oft, Verständnislücken durch eigene Interpretationen zu füllen. Dies kann dazu führen, dass sie Begriffe oder Zusammenhänge falsch erfassen. Wenn daraufhin weiteres Wissen aufgebaut wird, ohne dass die Grundlagen korrekt verstanden wurden, entstehen Missverständnisse und Verwirrung. Worte bilden das Fundament des Lernens. Ist dieses Fundament instabil, wird auch das darauf aufbauende Wissen unsicher und fehleranfällig.

Aufmerksamkeitslenkung

Stellen man sich Folgendes vor: Ein Kind in Ihrer Klasse hat Schwierigkeiten, seine Umgebung wahrzunehmen. Es benötigt eine kleine Taschenlampe, um seinen Arbeitsbereich zu beleuchten. Mit diesem begrenzten Lichtkegel kann es nur ein bis zwei Wörter gleichzeitig erfassen und muss den Strahl ständig bewegen. Um den Lehrer zu sehen, muss das Kind das Licht direkt auf ihn richten, das kann schnell überfordernd und verwirrend werden. 

Die Tafel muss es bewusst anvisieren. Hat es diese gefunden, versucht es, mit dem kleinen Lichtkegel die wichtigen Informationen zu erfassen. Muss das Kind jetzt noch zuhören, scheint der Lichtstrahl zu verblassen. Wenn es dann wieder zur Tafel zurückkehrt, muss es von vorn beginnen und mühsam versuchen, alles mit seinem eingeschränkten Sichtfeld zu erfassen.

So erleben manche Kinder das Sehen. Kein Wunder, dass Lernen im Klassenzimmer für sie anstrengend, stressig und herausfordernd ist.

Warum erwarten wir von einem Kind, das Informationen nur nacheinander verarbeiten kann, dass es seine Aufmerksamkeit gleichzeitig zwischen seinen Aufgaben, dem Lehrer und dessen Mimik, den Mitschülern und der Tafel aufteilen kann? Für Menschen ohne CVI ist das selbstverständlich.

Ablenkungen

Störende Baustellengeräusche vor dem Fenster, intensive Gerüche aus der Küche oder ständiges Piepen und Summen von Handys können unsere Aufmerksamkeit erheblich beeinträchtigen. Diese Reize konkurrieren um unsere Wahrnehmung und erschweren es, den Fokus zu halten. Um das Kind bestmöglich zu unterstützen:

  • Schaffen Sie eine ruhige, strukturierte Umgebung.

  • Reduzieren Sie unnötige Reize.

  • Beobachten Sie, welche Faktoren besonders ablenkend wirken, und passen Sie die Umgebung entsprechend an.

Genügend Zeit einplanen

Kinder mit CVI benötigen oft mehr Wiederholungen als andere Kinder, bedingt durch die bereits erwähnten Lernschwierigkeiten. Falls der Stundenplan nicht ausreicht, um diesen Bedarf zu decken, sollte zusätzliche Zeit eingeplant werden, um das Verständnis des Kindes zu überprüfen und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen, um den Unterricht anzupassen. Wir sind uns bewusst, dass dies eine Herausforderung darstellen kann, doch jedes Kind hat ein Recht auf eine angemessene Bildung. 

Verständnis des Unterrichtsstoffs

Unser Verständnis entwickelt sich schrittweise, unabhängig vom Lerngegenstand. So beginnt das Lernen von Mathematik, mit dem Erlernen von Zahlen und dem Zählen. Ein Kind, das bestimmte Zahlen noch nicht gelernt hat kann den Unterrichtsstoff nicht vollständig verstehen. Ein solides Fundament ist unerlässlich für unser Lernen, und wenn dieses instabil ist, kann alles, was darauf aufbaut, ebenfalls instabil sein.

Selbstwert

Das Unverständnis von Inhalten kann bei Kindern eine Vielzahl herausfordernder Emotionen hervorrufen, wie:

  • Frustration

  • Gefühle der Unzulänglichkeit

  • Selbstzweifel und Wut

  • Besorgnis

Treten solche Schwierigkeiten regelmäßig auf, kann dies zu einer wachsenden Angst vor dem Lernen im Unterricht führen. Dies wiederum verstärkt die Probleme und erschwert den Lernprozess zusätzlich.

Durch diese Liste können mögliche Ursachen erkannt werden. Beruhigen des Kind, wenn die Ursache identifiziert sind, und eine Entwicklung von Lösungsansätzen ergeben einen Plan. Ein vereinbartes Zeichen oder Stichwort kann helfen, wenn das Kind seine Sorgen nicht offen äußern möchte. Kinder, die sich wohlfühlen, lernen am effektivsten! 

Die Lernumgebung

Eine gute Lernumgebung kann ebenso entscheidend für die Zugänglichkeit des Lernstoffs sein wie die Qualität des Unterrichts und der Unterrichtsmaterialien. Durch positive Veränderungen an der Umgebung kann das Sehvermögen des Kindes verbessert werden, indem seine Sehbehinderung verringert wird.

Quelle: CVI Scotland

Umfeld-Gestaltung für zu Hause und Schule

Kurze Instruktionen, die Strategien zur Kompensation der typischen visuellen Einschränkungen von Personen mit cerebraler visueller Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung beschreiben. 

Symptom / Verhaltensbeschreibung  3-Wort Instruktion 
Unaufmerksamkeit links / rechts  Zeig es links/rechts 
Unaufmerksamkeit unteres Gesichtsfeld  Zeig es oben 
Dyskinetopsie (Schwierigkeiten, bewegte Objekte wahrzunehmen)  Halt es still 
Simultagnosie (Schwierigkeiten, mehr als ein Objekt wahrzunehmen)  Zeig es einzeln 
Sensorische Integration (Schwierigkeiten, gleichzeitig zu sehen und zu hören)  Augen oder Ohren 
Visuo-motorische Verzögerung (Verzögerung bei der Reaktion auf visuelle Stimuli)  Gib mir Zeit 
Schwierigkeiten, die visuelle Aufmerksamkeit zu halten   Kurz und knapp 
Schwierigkeiten in visuell unübersichtlichen Situationen  Mach es übersichtlicher 
Wechselnde visuelle Fähigkeiten  Mein Sehen schwankt 
Vermindertes Kontrast- oder Scharfsehen  Groß, Fett, Hell 

Quelle
Nach: Pilling, R.F. Make it easier: 3-word strategies to help children with cerebral visual impairment use their vision more effectively. Eye 37, 285–289 (2023). https://doi.org/10.1038/s41433-021-01920-4
Deutsche Adaption von Corazolla J, Corazolla EM